Nach Heilbronn folgt der Radweg auf der heutigen Etappe weiter dem Neckar, der dann in vielen Kehren durch das württembergische Weingebiet fließt.
Daher dominiert hier der Weinanbau, denn kaum ein sonnenbeschienener Berghang wird nicht von den Winzern bewirtschaftet. Immer wieder `rauf dann wieder `runter, durch bzw. vorbei an markanten Städtchen oder Dörfer.
Sehr erlebnisreich aber doch auch mit viel körperliche Arbeit verbunden. Weiter über Kirchheim (kl. Neckar Schleife), Hessigheim (Felsengarten) und Hofen (Neckar Schleuse) näherte ich mich Stuttgart.
Aus Erfahrung muss ich jetzt sagen, dass der Radweg ab Hofen bis kurz nach Obertürkheim, seinen Charme absolut verliert. Überall Baustellen (Stadtgebiet Bad Canstatt u. Stuttgart), Umleitungen u. fehlende Hinweisschilder für Neckartal Radwanderer. Nicht besonders prickelnd – daher ärgerlich! Selbst das NAVI hilft da nicht wirklich. Schöner u. gewohnt gut ausgeschildert wird der Radweg erst wieder vor Esslingen.
Dort ist, direkt über dem Fluss, ein schräg aufwärts verlaufender Aussichtspunkt „Alter Neckar“, errichtet worden. Der Blick schweift demnach, direkt über dem Wasser, Fluss auf u.- abwärts. Kurze Zeit später radelte ich am alten Neckar Wehr vorbei. Der Neckar ist hier breiter u. industrieller, da er bei Plochingen Gesellschaft von der Fils bekommen hat. Somit ist er nun in Richtung Stuttgart für die Schifffahrt nutzbar geworden. Vorbei an der Filsmündung verlasse ich nun den Neckartal RW u. fahre dem Städtchen Wernau, meinem heutigen Etappenziel, entgegen.
Über die Hauptstraße fahre ich noch 3km leicht bergan, bis ich dann vor meinem Übernachtungsziel, dem Gasthof „Zur Traube, (nur noch Übernachtung/Frühstück)“ stand. Da ich mich schon vor einer Stunde telefonisch angekündigt hatte, nahm man mich auch gleich in Empfang u. zeigte mir mein Zimmer (altbacken – aber für 1 Nacht egal) bzw. die Garage fürs Fahrrad. Nach dem Duschen zog ich mich straßentauglich an u. verließ den Gasthof, denn ich wollte heute mal beim Chinesen einkehren. Nach einem kurzen Sparziergang die Straße hinab, erreichte ich diesen. Bestellte mir dann eine Spezialität des Hauses. Dazu ein kühles Blondes – was will man mehr?! Klasse.
Zur heutigen Etappe: Alles in allem war sie schon sehr schön u. abwechslungsreich, – nur den Bereich – ich sage mal im Großraum Stuttgart, kann man zum jetzigen Zeitraum vergessen. Dafür war das Wetter perfekt! Minuspunkte gab es auch für den Gasthof. Geht aber so.
Tag 07, Etappe 6
Wernau – Veringenstadt (Schwäbische Alb) 108km mit 1130hm
Neckartal, Region Schönbuch, Voralb, Albtrauf, Roßfeld, Albhochfläche, Schwäbische Alb, Laucherttal, Baden Württemberg
Start 8Uhr – Ankunft 16.45Uhr
Nach einem wirklich gutem Frühstück, einem langen Gespräch mit Chef des Hauses, rödelte ich mein Reiserad auf u. machte mich dann frisch ans Werk. Zuerst ging es erst einmal wieder hinunter zum Neckartal RW. Hier erwartete mich, auf ca. 47km bis Tübingen, wieder einmal eine schöne weite Wildnis – später dann auch Buckel, Berge u. Waldungen.
Die Region durch die ich radelte, war nun geprägt von Pferdekoppeln, ausgedehnten Streuobstwiesen u. Gemüseanbauflächen. Es war bis Tübingen ein wirklich entspanntes, beschwingt gemütliches Pedalieren. Kein Wunder, es war ein sonniger Sonntagvormittag. Das sollte sich schon bald ändern – Schluss mit lustig. Vorbei an der beschaulichen Altstadtsilhouette der Universitätsstadt Tübingen mit ihrem mediterranem Flair, verließ ich nun endgültig den Neckartal RW. Hier steppte sowieso schon der Bär u. ich war froh das ich, nachdem ich den Neckar gequert hatte, wieder in ruhiges „Fahrwasser“ gelangte.
Das Landschaftsbild änderte sich u. ich radelte nun durch einen kühlen Wald bergan. Das waren die ersten Ausläufer der Voralb. Im kleinen Dörfchen Stockach war ich dann auch schon bei 400m ü. NN und genoss den weiten Blick auf die Hügelkette der Voralb / Schwäbische Alb. Dann die erste Überraschung: im Wald, kurz hinter Gomaringen, musste ich auf einer steilen Schotterpiste mein Reiserad schieben – kein Gripp dank profilloser Straßenreifen! Kurz danach war der Untergrund aber wieder Fahrbar u. auf einem gut befestigten Feldweg, fuhr ich nach Gönningen weiter.
In Gönningen (541 m ü. NN) habe ich die anstrengende Roßberg Steige in Angriff genommen, um mit diesem Sprung auf die Albhochfläche zu gelangen. Zunächst ging es noch innerhalb des Ortes, über ein Sträßchen, schnurgerade bergan. Auf den ersten Metern war es eine gemütlichen Steigung von 4 % – doch bereits nach 200 m zog diese auf 10 % an.
Nach 800m habe ich den Ortsausgang erreicht und der Roßberg zeigte zum ersten mal seine Zähne: der Radcomputer zeigte nun bis zu 18 % Steigung an. Nach einer Rechtskurve pendelt sich die Steigung für die nächsten 600 m bei ca. 14 % ein, – mal ein bisschen flacher, mal ein bisschen steiler. Danach ging es aber wieder richtig zur Sache. Zwar sind es nur noch 400 m bis zum Erreichen der Albhochfläche, doch die Steigung zieht noch einmal auf 19 % an. Dann, nach nur 3km (gefühlte 10km), hatte ich das Roßfeld (740m ü.NN) erreicht.
Puuh, erst einmal `ne kurze Pause dabei `nen Schluck auße Pulle – ich hatte es, ohne auch nur einmal abzusteigen, geschafft!
Ich denke, – Grund genug Stolz zu sein.
Bald fahre ich dann am Skigebiet Roßberg vorbei. Bei mäßiger Steigung geht es über die Albhochfläche nach links in Richtung Sonnenbühl weiter. Mit ca. 805m ü.NN erreiche ich in Steinhilben den höchsten Punkt der heutigen Etappe.
Nun geht die Fahrt tendenziell bergab. Ich erreiche bei Mägerkingen den Lauchertsee. Schön hier – obwohl der Himmel immer dunkler wird.
Bin seid geraumer Zeit auf dem Schwäbische Alb RW u. folge diesem im Laucherttal. Bei Hettingen vereinen sich der Radweg u. der Hohenzollernweg Wanderweg, denen ich nun bis zu meinem Zielort folge. Es wird immer dunkler – erste Regentropfen! Bei Hermentingen mache ich trotzdem an der Gallusquelle/brunnen einen Kurzstop, – so viel Zeit muss sein. Der hier entsprungene Bach fließt später in die Lauchert.
Habe eh nur noch 3,5km vor mir – außerdem fahre ich ja, bei mittlerweile leichtem Landregen, beständig bergab. In Veringenstadt hatte ich schnell den Gasthof Lauchertstübl gefunden.
Mit den Worten: „Sind Sie Herr Milbratz?“ wurde ich schon vor einer Garage neben dem Gasthof, von einem Mann erwartet. „Es ist eine Katastrophenwarnung für unsere Region ausgesprochen worden. Lassen Sie uns bitte schnell ihr Rad in der Garage unterstellen – man weiß ja nie“, sagte der Wirt. Danach: „Kommen Sie bitte mit mir ins Haus, ich zeige ihnen ihr Zimmer. Sie wollen doch bestimmt auch noch etwas essen, oder?“. „Ja natürlich u. Durst habe ich auch“ erwiderte ich. „Das werden wir sofort ändern. Wollen Sie jetzt schon einen Durstlöscher?“. „Schon mal ein dunkles Weizen mit aufs Zimmer wäre nicht schlecht“ antwortete ich. „Kein Problem“ meinte er nur u. Zapfte sofort an (toller Service!). „Seien Sie bitte bis spätestens 18Uhr zum Abendessen hier im Gastraum, denn auf Grund von wenigen Tagesgästen, macht die Küche heute früher zu“. „Mach ich“ sagte ich, nahm mein Weizen u. verschwand aufs Zimmer. Nach dem Duschen verließ ich mein gemütliches Zimmer u. ging wieder hinunter in den Gastraum. Dort bestellte ich mir ein großes Schnitzelgericht mit Pommes u. Salat, – natürlich noch ein dunkles Weizen dazu. Genau so konnte diese tolle Etappe ausklingen. Alles gut! Draußen schüttete es! Schade, der Tag hatte doch so schön begonnen – hoffentlich wird es morgen, wenn es zur Donau hinunter geht, wieder trocken. Wird schon!
Der heutige Etappetag hatte wieder alles, was ich als Tourenbiker so liebe: Wildnis, Weite, Wald, Bergsteigungen – einfach gesagt: `ne tolle, abwechslungsreiche Natur. Da ist dann auch die Anstrengung nach kürzester Zeit wieder verflogen, – mit der Vorfreude auf die nächste Herausforderung. TOP!!!